Business Breakfast

Rückblick 185. BB: Circular Valley

Vor drei Jahren entwickelte die Wuppertalbewegung das Konzept für Circular Valley, eine Initiative die sich der Förderung von neuen Ideen und Start-ups aus der Kreislaufwirtschaft verschrieben hat.

2021 begann die operative Arbeit und damit eine rasante Entwicklung. Von Wuppertal als Zentrum des Circular Valley Kosmos breitete die Bewegung sich aus und zog mehr und mehr Start-ups sowie Unterstützer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an. Zwei Jahre später lud Circular Valley zum Business Breakfast in den Akzelerator bzw. auf das Gelände der Vorwerk Elektrowerke nach Laaken ein. Das Wuppertaler Traditionsunternehmen Vorwerk unterstützt Circular Valley nämlich in besonderer Weise: Es teilt seinen Unternehmenssitz mit der Initiative. So wurden die Teilnehmer*innen des Business Breakfast zwischen Kaffee und Häppchen von Dr. Günter Poppen (Vorsitzender der Geschäftsführung von Vorwerk Engineering), Dr. Carsten Gerhardt (Vorsitzender der Wuppertalbewegung) und Andreas Mucke (Geschäftsführer Circular Valley Akzelerator GmbH) im brandneuen Vorwerk-Besucherzentrum empfangen.
Vermutlich dürfte jede/r Anwesende schon von Circular Valley gehört haben. Aber was spielt sich eigentlich hinter den Kulissen ab? Wie sieht die Arbeit mit den Start-ups aus? Und welche Projekte stehen als nächstes an? Beim Business Breakfast gab es ein exklusives Update.

Dr. Carsten Gerhardt erinnerte noch einmal daran, warum die Welt überhaupt eine Initiative zur Kreislaufwirtschaft braucht: Etwa 40 Kilogramm verursacht jeder Mensch täglich an C02, Plastik- und Baustoffabfällen. Circular Valley will das ändern. Hier bekommen junge Unternehmen Raum, um ihre innovativen Geschäftsideen zu Müllvermeidung, Recycling und dem Schließen von Wertstoffkreisläufen voranzutreiben. Und die Rhein-Ruhr-Region mit Wuppertal im Zentrum ist dafür genau der richtige Ausgangspunkt, findet Gerhardt. Nirgendwo sonst gäbe es eine so große Dichte an Industrie, Wissenschaft- und Forschungseinrichtungen. Zudem gilt Wuppertal als Ausgangspunkt der ersten und zweiten industriellen Revolution auf dem europäischen Festland. Mit Fortschritt und Entwicklung kennt man sich hier also aus. Da lag es nahe, die Bewegung von der Stadt der Schwebebahn aus in die Welt zu tragen.

Und daran wird immer weitergearbeitet. Circular Valley könnte demnächst mit der Region Flandern eine grenzüberschreitende Partnerschaft eingehen. In Kooperation mit der Messe Düsseldorf ist die weltweit größte Fachausstellung für Circular Economy geplant. Und auch das Circular Valley Forum, das 2022 erstmals als große Fachtagung und Netzwerktreffen in der Historischen Stadthalle Wuppertal stattfand, soll dieses Jahr wiederholt werden.

Neben diesen Highlights steht die tägliche Arbeit mit den Start-ups aus dem Akzelerator an. Die vierte Kohorte ist vor Kurzem zu Ende gegangen, die nächste steht in den Startlöchern. Pro Runde bewerben sich mehrere hundert Startups von sämtlichen Kontinenten für einen Platz im 3-monatigen Intensivprogramm. 75 Gründer*innen und Jungunternehmen haben schon teilgenommen. Sie kamen aus Mexiko, Indien, Südafrika und vielen anderen Ländern. Hier arbeiten sie mit Gleichgesinnten an ihren Projekten, verfeinern ihre Geschäftsmodelle, lernen mögliche Kooperationspartner kennen und stellen Marketing-Strategien auf. Und auch nach dem Aufenthalt bei Circular Valley bleiben sie Teil der Bewegung. So wie das Unternehmen Carboliq aus Remscheid. „Wir machen Öl aus Müll“, bricht Geschäftsführer Christian Haupts die Idee hinunter. Tatsächlich hat Carboliq eine Technologie entwickelt, um aus Kunststoffmüll Öl zu gewinnen. Mit einer speziell entwickelten thermochemischen Recyclinganlage trägt das Unternehmen dazu bei, die Menge industrieller Abfälle zu verringern.

Eine ebenfalls clevere Lösung, die für den Alltag geeignet ist, hat das Start-up Rhinopaq aus Essen entwickelt. Mit einem Mehrwegsystem wollen sie den Online-Versandhandel revolutionieren. Milliarden Pakete werden jährlich in Deutschland verschickt. Dabei fällt viel Verpackungsmüll an. Das wollen die Gründer ändern. Ihre langledige Transportbox kann von Absendern wie ein gängiger Karton verschickt werden. Die Empfänger können die Box einfach zusammenfalten und kostenlos an Rhinopaq zurücksenden, wo die Boxen wiederaufbereitet werden.
Nach seiner Zeit im Akzelerator Programm ist er in Wuppertal geblieben, Kaif Ali von Space Era Germany. Der Architekt aus Indien verfolgt das Ziel, aus ausrangierten Schiffscontainern temporäre Unterkünfte für Geflüchtete zu bauen und so das große Problem der Wohnungslosigkeit zu lösen. Wie der Zufall es wollte, entdeckte er hier mit seinem Co-Gründer Elmar Thyen eine vermeintliche Marktlücke: schnell realisierbare und kostengünstige 3D-Visualisierungen von Bauprojekten oder Inneneinrichtungen. Die Modelle sollen künftig mit einer Datenbank hinterlegt werden, die eine Übersicht zur Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien bietet.
In wenigen Jahren sollen die Start-ups sich – auch durch die Unterstützung von Circular Valley - soweit weiterentwickelt haben, dass sie wirtschaftliche Erfolge feiern können.

„Circular Valley geht immer weiter in die Welt hinaus und holt spannende Ideen der Kreislaufwirtschaft nach Wuppertal“, brachte Antje Lieser, Geschäftsführerin von wuppertalaktiv! die Arbeit der Vorzeige-Initiative auf den Punkt. Dass eine solche Bewegung von hier ausgeht und sich international positioniert, sei ein (weiterer) Grund „um stolz auf unsere Stadt zu sein“, so Lieser.

Um ein ebenfalls spannendes und wichtiges Projekt geht es auch beim nächsten Business Breakfast am 11. Mai 2023. Joachim Beck von Beck und Consorten stellt einen neuen Ansatz zur beruflichen Orientierung vor. Am Mirker Bahnhof entsteht in Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen ein Escape Room Center, wo Jugendliche spielerisch Berufe erkunden können.